Gebaut wird viel, wirkliche Architektur gibt es im Verhältnis dazu nur wenig. Wenn Bauen Architektur ist, spüren wir es sofort, weil bei diesen Gebäuden vieles stimmig ist, und das hat noch nicht einmal mit Geschmack zu tun. Sie treten in besonderen Dialog mit ihrem Umfeld, sind klar in ihrer Gestaltungsabsicht, damit auch stark in ihrer Präsenz und sie berühren uns auf besondere Weise.
Raumerfahrungen sind Erfahrungen, die im Körper gespeichert werden. Auf der Exkursion 2024 mit dem Architekturforum Allgäu nach Kärnten und Graz haben wir öffentliche Gebäude und Wohnbauten gesehen und erlebt, die mich tief beeindruckt haben. So bleibt auch die Faszination an der Architektur bestehen, weil jeder Ort, jede Bauaufgabe und Bauherren und -frauen einmalig sind. So einmalig ist es auch, wie die Idee für eine Bauaufgabe in ein Konzept und schließlich in eine Form gebracht wird. In anderen Worten gesagt, Entwerfen und Bauen sind immer wieder herausfordernd, immer wieder neu und bleiben deshalb immer spannend. Für Architekten sind sie ein ständiges Lernen.
Ich habe drei Bauten ausgewählt wie sie unterschiedlicher nicht sein können: das Steinhaus von Günther Domenig, das Mumuth, Haus für Musik und Musiktheater, von UN Studio, in Graz und das Haus Kolig über dem Ossiacher See von Manfred Kovatsch. Alle drei sind charaktervoll und irgendwie stimmig an ihrem Standort. Wir können sie mögen oder auch nicht.
Wie kam es zu ihren Formen und ihrem Ausdruck?
Das Steinhaus ist die „zeitgemäße Alternative zu landschaftsgebundenem Bauen“, erste Ideen 1986 erdacht bis an die Grenzen der Möglichkeiten in einer Zeit, in der es noch kein CAD gab. „Das DOMENIG STEINHAUS erfährt sich als in physische Form gegossene Anregung, über Grenzen zu denken und diese in Interaktion mit dem Haus umzusetzen.“
Zitate im Abschnitt Steinhaus von der website: https://www.domenigsteinhaus.at/
Es ist das Lebenswerk des Architekten Günther Domenig, in dem er seine eigene Lebensgeschichte, seine Erfahrungen und Auseinandersetzung in und mit der Welt auf expressive Weise zum Ausdruck bringt. Es ist eine „Architektur-Skulptur“, kein Haus zum Wohnen und dennoch sind seine Innenräume auch für ganz normale Nutzungen gedacht: schlafen, arbeiten, sich treffen, zu sich kommen, duschen, … Der Besucher kann es von innen und außen erfahren, seine eigene Schöpferkraft aktivieren und den Diskurs anregen.
Ich habe in einer Zeit schon vom Entstehen dieses Gebäudes erfahren als es erst wenige Gebäude mit so einer freien Form gab. Für mich ist es ein sehr persönlicher Ausdruck des Lebens mit seiner Komplexität, mit all seiner Schönheit und Poesie in der Landschaft liegend, aber auch mit seinen Brüchen. Es fasziniert mich, nahbar ist es jedoch nicht.